Der Dicke Hund im Mai

Kultur muss geschützt werden, keine Frage. Ganz im Gegensatz dazu steht die Behandlung unserer Kultur des Essens und Trinkens. Das betrifft speziell auch unsere Heimat. Die Bewahrung und Förderung von Kultur, Vielfalt und Qualität regionaler Spezialitäten in Oberfranken wurde im Jahr 2016 ins Register der Guten Praxisbeispiele des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Prima, aber was hilfts? Der einheimischen Gastronomie nichts. Durch die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen im Lokal von 7 auf 19 Prozent bleiben bei vielen Wirtshäusern die Gäste aus, die Umsätze gehen zurück. Denn gerade in der fränkischen Gastronomie ist die Zubereitung der Speisen frisch und deshalb auch aufwändig. Im Gegensatz zur Systemgastronomie in Deutschland, wie McDonalds oder BurgerKing. Die hat im letzten Jahr kräftig zugelegt, ein Umsatzplus zum Vorjahr von 14 Prozent auf 31 Milliarden Euro. Da wird man freilich saisonale und regionale Spezialitäten vergeblich suchen. Den Aufwand haben die örtlichen Köche, die Schäufele, Rouladen, Braten, Wild- oder Spargelspezialitäten frisch zubereiten. Das Essen wird serviert. Macht 19 Prozent Mehrwertsteuer für den Staat. Fastfood-Burger und fritierte Chicken-Crossies, die meist im System-Restaurant abgeholt werden, sind nur mit 7 Prozent besteuert, obwohl sie jede Menge „To go“-Verpackungsabfall verursachen. Kulturförderung sieht anders aus. Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im April

Im Rathaus der Stadt Hof muss man sich den Kopf zerbrechen. An allen Ecken und Enden fehlt Geld für dringend notwendige Investitionen. Grund ist die fehlende Auszahlung der Stabilisierungshilfe von etwa sechs Millionen Euro. Damit wenigstens in Zukunft wieder Gelder aus München fließen, gibt es klare Vorgaben des Finanzministeriums an die Stadt Hof. Sie müsse Gebühren und Steuern erhöhen und gleichzeitig freiwillige Leistungen überprüfen. Will heißen: Die Hofer werden zur Kasse gebeten! Die Stadt muss ihre Einsparungen darlegen, bei „freiwilligen Leistungen“ wie bei Kultureinrichtungen, Spielplätzen, dem Unterhalt von Parks, Büchereien und Schwimmbädern. Und das ausgerechnet in der Stadt Hof, die prozentual so viele Flüchtlinge aufgenommen hat wie keine andere im weiß-blauen Freistaat. Beim verfügbaren Haushaltseinkommen ist Hof bayerisches Schlusslicht. Deshalb tut jeder Euro, der zusätzlich ausgegeben werden muss, doppelt weh. Höhere Hundesteuer, höhere Parkgebühren (möglicherweise auch bald am Untreusee), höhere Eintrittspreise für Schwimmbäder und andere Einrichtungen. Den armen Menschen wirds genommen, den reichen wirds gegeben.Im Handstreich genehmigten sich die Abgeordneten im Bundestag eine monatliche Diätenerhöhung um 635,50 Euro auf über 11.227,- Euro. Fast 50 Millionen Euro kassierte Andrea Tandler, die Tochter des ehemaligen bayerischen Finanzministers Gerold Tandler für die Vermittlung von Corona-Masken. Völlig legal, wie es heißt, hätte sie nur nicht „vergessen“, auf diese Provisionen Steuern zu bezahlen. Und Mr. Cash Money aus Nigeria, wie ihn die BILD-Zeitung nennt, bekommt jährlich 1,5 Millionen Euro an Kindergeld und Sozialleistungen. Geld ist für alle da. Nur nicht für die, die es dringend bräuchten. Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im März

Wer schützt die Stadt Hof vor dem Ausverkauf, manchmal auch der Verschenkung, ihrer Interessen? Wer fördert das, was bei uns erhaltenswert, schützenswert ist, vor dem Zugriff jener, die Hofer Einrichtungen für sich in Besitz nehmen möchten? Oder Einrichtungen, die man in Hof nicht wertschätzt oder gar vergrault, so dass sie von selbst ihre Sachen packen und der Stadt den Rücken kehren? So wie der berühmte Fernwehpark, der in Hof kaum Unterstützung erhielt und regelrecht aus der Stadt gemobbt wurde. Mit offenen Armen wurde der Gründer Klaus Beer mit seinem Schilderpark in Oberkotzau empfangen. Die Marktgemeinde präsentiert nun eine Attraktion, die man in Hof nicht zu schätzen wusste. Ähnlich verhielt es sich mit dem Teddybärenmuseum, das mit etwa 5.000 Ausstellungsstücken in der Ludwigstraße untergebracht war. Nach acht Jahren war Schluss – wegen mangelnder Besucherzahlen und hoher Defizite. Einzigartig war auch das kleine aber feine Streichholzmuseum von Harald Wirth in der Nähe der Hochschule. Die filigranen einzigartigen Streichholzmodelle hatten es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Das Museum wurde aufgelöst. Einen weiteren Nackenschlag gab es nun im Februar für die Hofer Bevölkerung: Der Geologische Garten (Bild ganz oben) im Hofer Zoo wird aufgelöst. Erst 2015 war er nach Neugestaltung durch die Stadt Hof und das Landesamt für Umwelt wiedereröffnet worden. Er bildete die Stadt Hof mit ihrer Umgebung ab. An 50 Exponaten wurden die Entstehung und Eigenschaften der Gesteine des Fichtelgebirges, der Münchberger Masse, des Frankenwalds und des Vogtlands erläutert. Wasserkanäle stellten die Saale und ihre Zuflüsse dar. Jetzt aber lautet das Motto: Es war einmal. Denn ein Großteil der Steine, älter als die Menschheit, steht nun in Bayreuth. Hier werden sie am Tierpark Röhrensee in einem Geologischen Pfad aufgestellt. In Bayreuth hat man offensichtlich schnell reagiert und für das Vorhaben Spenden gesammelt. In Hof ist der Zug dagegen abgefahren, der Käse gegessen, der Drops gelutscht. Die Bayreuther Tageszeitung bringt es auf den Punkt: „Die Bayreuther freuen sich – die Hofer nicht.“ Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im Februar

Keine Frage: Das Hofer Land, das Fichtelgebirge und der Frankenwald haben viel zu bieten. Wir leben in der Genussregion und in einer reizvollen Mittelgebirgslandschaft. Das ist interssant für alle, die hier leben, aber auch für Touristen. Vieles wurde errichtet, was den Freizeitwert erhöht, für sportliche Aktivitäten ebenso genutzt werden kann wie für die Freizeit. Ein Beispiel ist das neue Kornberghaus. Im Winter steht gleich nebenan ein Skilift, der kleine und große Wintersportler auf den Gipfel bringt, damit sie dann die Abfahrt genießen können. Wer dann durchgefroren ist oder als Nichtsportler einkehren will, kann dies im Kornberghaus tun. Oder besser, konnte. Denn seit Jahresbeginn ist kein Pächter mehr da. Ein neues Gebäude – verwaist. Innerhalb kurzer Zeit hat bereits der zweite Wirt das Handtuch geschmissen. Ähnliches Schicksal hat das Waldsteinhaus ereilt. Bekannt für gute Küche und freundliche Bedienung in herrlicher Lage – geschlossen seit Dezember letzten Jahres. Die Gastronomie hat es in diesen Zeiten schwer, besonders aber an Standorten, die landschaftlich reizvoll, aber nicht wirtschaftlich zu betreiben sind. Hohe Kosten, unkalkulierbare Wetterverhältnisse, fehlendes Personal, das macht für die Gastronomen rechnerisch keinen Sinn. Will heißen: Die Gastronomie an den schönsten Flecken der Region bleibt geschlossen.Weil dies aber weder für die einheimische Bevölkerung noch für Touristen zumutbar ist, muss eine Förderung her, die die Bewirtschaftung dieser Einrichtungen wieder in den grünen Bereich für die Gastronomen rückt. Bislang ist kein Licht am Ende des Tunnels ins Sicht. Und das ist für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im Januar

Es ist ein heißes Thema im kalten Winter. Diesmal steht nicht das Abbruchareal am Strauß, wo vormals der Zentralkauf stand und das sich jetzt Schiller-Areal nennt, im Mittelpunkt. Derzeit steht der umgebaute Obere Torplatz in der Kritik. Zum einen wegen des horrenden Geldes, das der Umbau verschlungen hat, zum anderen wegen der großen Pflaster- und der kleinen Grünflächen. Wobei der Dicke Hund eingestehen muss, dass der Umbau zumindest weitgehend abgeschlossen ist, was man vom Schiller-Areal nicht behaupten kann. So wird der Obere Torplatz im Winter noch ziemlich grau und trostlos aussehen, was sich aber mit Frühlingsbeginn wieder ändern wird. Nichts mehr ändern wird sich dagegen bei den Kosten von über 1,5 Millionen Euro und einem Eigenanteil der Stadt Hof von etwa 400.000 Euro. Bereits jetzt gut angenommen werden die aufgestellten Spielgeräte bei den Kindern. Grünflächen sind allerdings nach wie vor Mangelware. Bleibt zu hoffen, dass Grün und Wasser bei der weiteren Umgestaltung hin zur Ludwigstraße besser eingeplant werden. Für ein grünes und nicht für ein zugepflastertes Hof.

Der Dicke Hund im Dezember

„Da muss eine alte Frau lange dafür stricken“, hieß es in früheren Zeiten, wenn über viel Geld geredet wurde. Aber was ist schon „viel Geld“? Es ist immer die Frage, für was man es ausgibt. Die Hofer Bürger geraten ins Grübeln, wenn sie hören, dass zwölf Sitzgelegenheiten satte 172.000 Euro kosten. Dass die Bänke in der Innenstadt gebraucht werden steht außer Frage. Im letzten Jahr hatte eine Apothekerin in der Altstadt aufgrund der großen Nachfrage auf die Schnelle auf eigene Kosten einfache Sitzgelegenheiten aus Europaletten zusammengestellt und mit einem Überzug versehen. Die Bürger freute es, beschwert hatte sich niemand. Außer die Stadtverwaltung, die die Apothekerin unter Kostenandrohung aufforderte, die provisorischen Sitzmöbel (Bild unten) zu entfernen. Jetzt sind sie weg und demnächst kommen die neuen, maßgeschneidert und für 14.000 Euro pro Stück. Wer jetzt vermutet, sie wären vergoldet, der täuscht sich. Tatsächlich vergoldete Bänke gibt es bereits in der Fußgängerzone der Stadt Wuppertal. Zehn Stück für 400.000 Euro. Dem Größenwahnsinn sind offenbar keine Grenzen gesetzt, solange der Steuerzahler dafür gerade steht. Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im November

Bahngleise kann man nicht überqueren ohne Gefahr für Leib und Leben. Deshalb gibt es Brücken und Unterführungen. So aus Richtung Rot-Kreuz-Heim/Ernst-Reuter-Straße in Richtung Marienstraße/Schillergymnasium. Diese Unterführung wurde Ende letzten Jahres hergerichtet und später mit Graffitys aufgehübscht. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Diese Fußgängerunterführung der Bahnlinie beim Kugelwiesenweg/Friedrichstraße hat die Eigenschaft eines öffentlichen Weges erhalten, der zur Nutzung für den Gemeingebrauch für jedermann gestattet ist und jederzeit öffentlich zugänglich ist, so die offizielle Mitteilung. Jetzt wurde bei der Sanierung zwar eine Rampe angelegt, die zweite Rampe jedoch entfernt, da die Mindestrampenneigung laut DIN 18040-3 an dieser Stelle deutlich überschritten ist und eine zweite Rampe eine nicht vorhandene Sicherheit oder gar Barrierefreiheit „vortäuschen“ würde. Eine barrierefreie Nutzung mit Rollator oder Kinderwagen sei daher nur mit Einschränkungen möglich. Alternativ wäre die Westendstraße/Jahnstraße und der Windmühlenweg zu nutzen. Menschen mit Rollator oder Kinderwagen sollen also bei Wind und Wetter diese Unterführung, die ja als Abkürzung gedacht ist, „umgehen“. Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im Oktober

Viel wird gemacht, um die Innenstädte sauber und attraktiv aussehen zu lassen. Auch in der Stadt Hof. Aber Raucher stellen ebenso wie Nichtraucher fest: Es fehlen Aschenbecher. Nun ist das Rauchen ein Problem, dass der Dicke Hund glücklicherweise nicht kennt. Aber es brennt, und zwar unter den Nägeln. Denn weggeworfene Zigarettenkippen sind nicht nur ein optisches, sie sind vor allem ein Umweltproblem. Sie enthalten Giftstoffe, Experten sprechen von mehreren tausend, die über den Boden ins Grundwasser gelangen. Um die Entsorgung der Stummel muss sich die Stadt kümmern. Abhilfe schaffen können im öffentlichen Bereich aufgestellte Aschenbecher und Abfallbehälter mit Aschenbecher-Aufsatz. Die vermisst man in Hof an allen Ecken und Enden. So müssen Raucher ihre Zigaretten am Rand der Abfalleimer ausdrücken und dann in den Eimer werfen, wobei hier eine gewisse Brandgefahr besteht. Wie zum Beispiel die Stadt Köln mitteilt, wurde durch das Aufstellen von Aschenbechern vor dem Hauptbahnhof eine „extreme Verbesserung“ erzielt. Das muss auch in Hof erreicht werden. Unterlassung ist für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im September

Urlaubsfahrten sind oft recht stressig. Vor allem wenn Kinder mit an Bord sind. Denen wird schnell langweilig wenn keine Abwechslung geboten wird. Zum Beispiel in Form von Ratespielen. Ein besonders kniffliges hat man an der Hofer Hauptverkehrsader, der Ernst-Reuter-Straße, aufgestellt. Gut gewählt neben der AOK. Hier können die Reisenden eine Pause einlegen und schon kann‘s losgehen mit dem heiteren Verkehrsratespiel. Die große Tafel zeigt unübersehbar in der Mitte das runde Zeichen „Verbot der Durchfahrt für Fahrzeuge aller Art“. Die „Wer weiß denn sowas“-Frage: Wo darf ich denn nicht durchfahren? Wo komme ich her, von der B 303 Bayreuth? Komme ich nach Umfahrung der gesperrten Straße geradeaus über die B 173 nach Hof? Wenn ich links abbiege über die B 173 nach Kronach? „Gesperrt“ oder auf gut englisch „blocked“ ist Marktrodach. Aber wo liegt das denn? Wieder ein schöne Quizfrage, die es zu beantworten gilt. Der Autoatlas oder Google maps helfen weiter: Im Landkreis Kronach an der B173 hinter Wallenfels, etwa 50 Kilometer von Hof entfernt. Nach soviel Nachhilfeunterricht können die Autofahrer wieder einsteigen und weiterfahren. In welche Richtung? Ist doch wurscht. Halt nach Hof, Bayreuth, Kronach oder ins geblockte Marktrodach. Viele Wege führen zum Ziel. Aber nicht, wenn man der im wahrsten Sinne des Wortes „rätselhaften“ Beschilderung auf der Ernst-Reuter-Straße folgt. Verwirrung statt Information. Für uns der Dicke Hund des Monats.

Der Dicke Hund im August

Oberfranken ist eine Genussregion. Das ist gut so. Stellt sich die Frage, wann es sich ausgenossen hat. Das Wirtshaussterben geht genauso rasant vor sich wie das Bäckerei- und Metzgereisterben. Wie so oft gibt es dafür nicht nur einen, sondern mehrere Gründe. In erster Linie: gestiegene Kosten und schlechte Erträge, fehlendes Personal und überbordende Bürokratie. Und die mangelnde Bereitschaft von Gästen und Kunden, eine Leistung zu honorieren – will heißen zu bezahlen – die sie gerne in Anspruch nehmen: die Dienstleistung. In der Metzgerei die Beratung. „Wo kommt das Fleisch denn her? Aus tiergerechter Haltung und aus der näheren Umgebung?“ In der Bäckerei soll alles frisch und knusprig sein, aber nicht mehr kosten als beim Discounter, der vorgaukelt seine Backstation sei sowas wie ein Handwerksbetrieb. In der Gastronomie haben die Wirte meist noch mehr zu kämpfen. Die Kosten steigen und müssen an die Gäste weitergegeben werden. Die Arbeitszeiten am Wochenende schrecken Menschen ab und für manche stellt sich die Frage: Warum dem Arbeitsstress hingeben, wenn es sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen sorgloser leben lässt? So wird die Bedienung in der Gastronomie und im Handel allmählich zum Luxus. Das Ergebnis sieht man anschaulich in der Hofer Innenstadt. Fachgeschäfte schließen, ebenso heimische Gastwirtschaften, von den Brauereien ganz zu schweigen.Am Jahresende wird die Regierung die Mehrwertsteuer für die Gastronomie von 7% auf 19% heraufsetzen.
Ein Gericht für bisher 15 Euro kostet dann 16 Euro 70, die Mehrwertsteuer kassiert der Staat. Der Spruch „Leistung muss sich lohnen!“ wird zum Hohn.